Leiten statt Leitkultur predigen

Im angeblich sicheren Afghanistan sind kürzlich wieder mindestens 90 unschuldige Menschen einem terroristischen Attentat zum Opfer gefallen. Darüber, wie verachtungswürdig und schrecklich eine solch feige Tat ist, braucht man wohl kein Wort mehr zu verlieren. Doch eignet sich dieses grausame Ereignis als Argument dazu, die deutsche Abschiebepraxis nach Afghanistan auszusetzen? Es heißt plötzlich, man könne Menschen nicht in ein Land zurückschicken, in dem solche Terroranschläge stattfinden. Was im ersten Moment plausibel erscheint, hält einer näheren Überprüfung nicht stand. Wenn das nämlich der Maßstab wäre, könnte man weder Deutschland, Frankreich, Großbritannien noch die USA als sichere Länder bezeichnen. Schließlich finden auch hier terroristische Anschläge statt, die die Menschen schockieren und verängstigen. Der Forderung seitens mancher Politiker, gerade diejenigen Afghanen mit der richtigen Gesinnung müssten jetzt zurück in ihr Land gehen und dazu beitragen, es auf den rechten Weg zu bringen, könnte man aus dieser Perspektive durchaus etwas abgewinnen. Doch wäre es zynisch, wenn allein dieses Argument ausschlaggebend für die Beurteilung konkreter individueller Fälle wäre.
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